Marianne Schulte erwartet uns mit Rexi, ihrer Golden Retriever Mischlings-Hündin, an der Einfahrt zu ihrem Hof im 22. Bezirk. Wir kennen sie seit letztem Jahr, durch einen Tipp von einem befreundeten Gastronomen. Seitdem bringt sie uns ihre Himbeeren immer in den 8. Bezirk vorbei. Es ist unser erster Besuch bei ihr und wir bringen unsere 3 Kinder mit – die beiden Großen, Fabio und Luca sind ganz verrückt nach Himbeeren. Aber erstmal stürzen sie auf Rexi zu, um sie ausgiebig zu streicheln.
Seit 2006 kultiviert sie Himbeeren, erzählt Marianne uns, während wir auf das Glashaus zugehen. Schon Marianne’s Urgroßeltern waren Gärtner. Früher hatte die Familie Gurken und Paradeiser angebaut, aber dafür mussten sie viel heizen und sie brauchten viele Mitarbeiter. Als auch noch die Preise in den Keller gegangen sind, entschied sie: „Schluss jetzt, wir machen nur mehr das, was uns selbst schmeckt.“ Und Himbeeren hat sie schon immer geliebt.
Himbeerhund und Naschkatzen
Mittlerweile sind wir am Eingang des Glashauses angekommen und Marianne’s Sohn Gerhard begrüßt uns. Er ist der Jüngste ihrer 5 Kinder und man merkt gleich, dass er Kinder mag. Er zeigt Fabio und Luca, wie man Himbeeren fachgerecht erntet und fordert uns auf, zuzugreifen und soviel zu essen wie wir mögen. Auch er und Marianne naschen mal hier, mal da mit. Auf jeder Pflanze schaut er mit den Buben durch, welche Himbeeren am größten und dunkelsten sind. Sie sollten sich leicht abziehen lassen und man darf dabei nicht drücken, sonst tritt der Saft aus und die Himbeere wird matschig. Am besten geht es mit drei Fingern. Sie haben einen Helfer, erzählt Marianne, der hat so große geschickte Hände, dass er gleich 4-5 Himbeeren darin parken kann, während er weiter pflückt. Der ist besonders schnell bei der Ernte. Fabio versucht gerade, Rexi mit den gepflückten Himbeeren zu füttern. Gerhard lacht: „Nein, sie mag keine Himbeeren.“
Täglich um 7 Uhr Früh beginnen Marianne, Gerhard und ihre beiden Helfer mit der Ernte. Damit es nicht zu heiß ist, denn heiße Himbeeren werden gleich matschig, wenn sie von der Pflanze genommen werden. Am späten Vormittag fährt Marianne dann durch die Stadt und liefert aus. Hauptsächlich an Hofläden und an Restaurants. Eisgeschäfte kaufen ihre Himbeeren eher nur für Eiscups und zur Dekoration, nicht zum Eismachen. „Weil das den Meisten zu teuer ist“, meint sie. Bei uns ist das anders – Marianne erntet die Himbeeren für uns ganz speziell vollreif, weil sie so am intensivsten schmecken und weil wir sie sofort zu Sorbet verarbeiten, sie also nicht haltbar sein müssen. Dafür pürieren wir sie und geben etwas Fruchtzucker, Wasser und einen Hauch frisch gepressten Zitronensaft dazu. Dann ab in die Eismaschine. Unser Himbeersorbet ist immer schnell ausverkauft, unsere Kunden lieben es.
Während wir uns unterhalten, sind die Buben eifrig bei der Sache – das Körbchen füllt sich schon. Luca, unser 3-jähriger Sohn, fragt Gerhard bei jeder zweiten Himbeere, ob sie schon reif genug zum Pflücken ist. Marianne zeigt uns kleine neue Pflänzchen die zwischen den Himbeerstauden entstehen. Sie tragen noch keine Früchte. „Himbeeren erneuern sich von selbst.“ erzählt sie uns. Fabio entdeckt einen Tausendfüssler. Generell summt, surrt und krabbelt es – hier herrscht Lebendigkeit. Wespen und Hummeln fliegen von Pflanze zu Pflanze und sorgen für die Bestäubung.
„Wir haben hier so viele Nützlinge, weil wir nichts mit Gift machen. Unsere Himbeeren sind ganz Bio, wir essen sie ja selbst.“
Die Pflanzen werden, sobald sie abgeerntet sind, abgeschnitten. Das passiert etwa 3 Mal pro Jahr. Die Ernte geht von Ende Mai bis November, je nach Wetter. Marianne freut sich im Frühjahr schon sehr, wenn die erste Himbeere reif wird. Die isst sie dann selbst und zelebriert das so richtig.
Kein Bisschen geht verloren
Wenn es an einem Tag viele reife Himbeeren aber nicht genügend Bestellungen gibt, werden die Kunden durchgerufen, meistens gibt es dann genügend Nachfrage. Und wenn mal wirklich Beeren übrig bleiben, dann macht Marianne köstliche Marmelade mit richtig hohem Fruchtgehalt und Himbeersirup daraus. Den serviert sie uns am Ende unseres Besuchs auch. Wunderbar und erfrischend. Mittlerweile hat Fabio es geschafft, sogar Rexi von dem Geschmack der Himbeeren zu überzeugen – sie frisst ihm aus der Hand. Danke Marianne und Gerhard, für diesen schönen Vormittag.