Gutes Obst in Bioqualität direkt vom Bauern, ist im Umkreis von Wien schwer zu finden. Umso mehr freuen wir uns, als wir gegen 14 Uhr in Prottes ankommen. Hubert Brunner und seine Frau Michaela empfangen uns warmherzig. Sie haben drei Kinder im Schlepptau – ihre kleine Tochter Marie mit ihren beiden Cousins, die gerade auf Besuch sind.

Wir fahren gleich los, zu den Obstbäumen, die nur ein paar Minuten mit dem Auto entfernt sind. Hubert ruft uns noch zu: „Die Marillen sind schon reif, wir ernten seit gestern. Ihr könnt euch nachher gleich welche mitnehmen!“ Das freut uns, wir lieben Marillensorbet.

Der optimale Erntezeitpunkt

Auf der Obstwiese angekommen, springen die Kinder aus dem Auto und rasen auf den nächstgelegenen Marillenbaum zu. Hubert lacht: „Die Kinder helfen immer bei der Ernte mit, das macht ihnen Spaß.“ Am Vormittag wurde bereits geerntet, daher gibt es nicht so viele vollreife Marillen am Baum. Schon bald erkenne ich, dass die Ernte eine Kunst ist, für die man viel Erfahrung brauch: Hubert zeigt mir, wie ich die reifen Marillen erkenne – an der Farbe, an der Art, wie sie sich anfühlen und vom Baum lösen lassen. Ich gebe mir große Mühe, aber die schönsten Marillen in unserer Steige werden doch von Hubert und Michi gepflückt. Sie sind köstlich: süß mit einem kleinen Säurekick und von der Konsistenz einfach perfekt. Leicht saftig. Wir erfahren, dass die Qualität der Marillen vom optimalen Erntezeitpunkt stark beeinflusst wird. An manchen Tagen geht die Familie sogar zweimal ernten.

Hubert’s Vater, der mit dem Marillen- und Pfirsich-Anbau im Jahr 1986 begonnen hat, hilft mit. Sonst machen Hubert und Michi alles alleine. Dabei ist der Obstanbau nur eine Nebenbeschäftigung für sie.

„Davon können wir nicht leben. Einen Stundenlohn dürfen wir uns nicht ausrechnen, sonst müssten wir es vermutlich sein lassen. 1.000 Arbeitsstunden gehen da locker rein.“

Hubert verbringt einen großen Teil seiner Freizeit bei seinen geliebten Bäumen. Für die Erntezeit nimmt er sich extra Urlaub von seinem Vollzeitjob.

Giorgio steigt auf die Leiter, um auch an die obersten Marillen ranzukommen. Unsere Finger sind schon klebrig aber wir können kaum genug bekommen. Die Marillen schmecken einfach wunderbar. Nicht vergleichbar mit dem oft unreif geernteten Obst aus dem Supermarkt.

Neben den Marillenbäumen ist ein Streifen Land ganz frei. Wir fragen Hubert und Michi, warum sie dort nichts pflanzen. „Wir wollen ordentlich Abstand zu den umliegenden Feldern – dort ist nicht alles Bio und wir möchten unsere Pflanzen nicht verunreinigen.“ Die Familie Brunner hat im Jahr 2007 auf Bio umgestellt, weil sie das Obst gerne selbst essen und auf Spritzmittel verzichten wollten.

Pfirsichanbau mit Leimriemen

Schließlich schlendern auf die andere Seite des Ackers, hin zu den Pfirsichbäumen. Die sind viel kleiner als die Marillenbäume, Hubert erklärt uns, dass sie erst letztes Jahr neu gepflanzt wurden. Die Pfirsiche werden erst in etwa einer Woche reif sein – trotzdem kosten wir schonmal vor. Festes Fleisch, feiner Geschmack, einfach wundervoll! Ähnlich wie bei den Marillen, steckt auch bei den Pfirsichen eine Menge Arbeit hinter dem köstlichen Ergebnis: Im Frühjahr macht die Familie Brunner den Baumschnitt, gefolgt von der mechanischen Bodenbearbeitung. Danach bringen sie  Dünger aus und nach einer zweiwöchigen Pause – wenn die Pfirsiche ca. 1 cm groß sind – dünnen sie die Bäume aus. Das heißt, sie lassen alle 10 cm einen Pfirsich übrig, der sich dann schön groß entwickeln kann. Die ungesunden Blätter werden ausgepflückt und die Leimriemen angebracht, die alle 2–3 Wochen erneuert werden. Mitte Juli, Anfang August werden die köstlichen Früchte schließlich geerntet.

Qualität und Gastfreundschaft

Die Familie aus Prottes lädt uns noch zu sich in die Küche ein. Hubert macht Kaffee, während Michi Marie zum Nachmittagsschlaf niederlegt. Die beiden größeren Kinder spielen am Tisch Scrabble. Es gibt selbstgebackenen Mohnkuchen. Man merkt sofort, dass die Brunners in allen Dingen auf Qualität setzen – der Kuchen ist toll. Wir unterhalten uns über die Liebe zu gutem Essen, hochwertige Lebensmittel abseits der industriellen Herstellung und über Eis. Leider haben die beiden unser Eis aus ihren Früchten noch nicht gekostet, sie kommen nicht so oft nach Wien. Wir überlegen, wie sich das ändern lässt, aber in den nächsten Wochen haben sie so viel Arbeit mit der Ernte, da kommt auch der Papa nicht in die Stadt.

Was uns so gut gefällt: Prottes´ Bioobst entsteht aus Überzeugung und sehr viel Arbeit. Sie scheuen keine Mühe, das absolut beste Produkt zu erzeugen. Da geht es nicht um die Maximierung von Gewinnen, sondern um die Liebe zu ihren Marillen und Pfirsichen und den Stolz, den sie verspüren, wenn diese besonders gut sind.

„Die Leute kommen extra zu uns her, manche sogar aus Klosterneuburg, nur um ein paar Kilo Marillen für ihre Marillenknödeln zu kaufen.“

Es gibt mittlerweile so viele Vorbestellungen, dass das Obst eigentlich schon ausverkauft ist, bevor es überhaupt geerntet wurde. Wir nehmen uns 20 Kg mit – Giorgio macht gleich am nächsten Tag Sorbet daraus, das lieben unsere Kunden.