Als wir an einem heißen Sommermorgen bei den Lavendelfeldern der Wiener Provinz ankommen, wird in der grünen Donaustadt bereits geerntet. Schnell entdecken wir Johannes, das Herz des Lavendelfeldesoch, daher beginnt er meistens schon recht früh mit der Arbeit. Den Lavendel soll man während einer Hitzeperiode ernten, erklärt er uns, da die Pflanze bei heißen Temperaturen besonders viel von ihrem wertvollen, ätherischen Lavendelöl produziert, um sich vor der Sonne zu schützen.
Lavendel, und das in Wien?
Vor etwa einem Jahr erhielten wir einen Anruf von Johannes und Julian. Sie wussten, dass wir am Liebsten regionale und naturbelassene Produkte für unser Gelato verwenden und erzählten uns von ihrem tollen Lavendel, den sie nicht in der Provence in Frankreich, sondern im 22. Bezirk in Wien anbauen. Sie nennen sich „die Wiener Provinz“. Lavendel und das in Wien? Wir wurden sofort neugierig und haben beschlossen, ihnen selbst einen Besuch auf ihrem Biohof abzustatten.
Traditioneller Lavendelanbau wie in der Provence.
Wenn man sich am Biohof der Wiener Provinz umsieht, erkennt man schnell, dass der Lavendelanbau traditionell gehandhabt wird – so wie man aus der französischen Provence kennt. Geerntet wird die altbäuerliche, bulgarische Sorte „Lavandula Angustifolia“ mit einer halbmondförmigen Handsichel. Diese ist auch Grund für die Verspätung von Julian – der hat sich nämlich in der Früh mit der Sichel in die Hand geschnitten und musste die Wunde verarzten lassen. Als er zurückkommt und zu uns hinzustößt, scheint er trotz der Verletzung euphorisch, Johannes bei der Ernte zu unterstützen – sie teilen die Freude an der Arbeit mit der Erde.
Mit Mondkalender zum perfekten Erntezeitpunkt.
Es ist gerade Juni und somit Beginn der ersten Ernteperiode des Kalenderjahres. Im Spätsommer, etwa Ende August, wird dann ein zweites Mal geerntet. Bei der Ernte achtet Johannes auch auf den Stand des Mondes. Johannes erzählt uns von dem Demeter-Prinzip, welches besagt, dass man den Lavendel an einem sogenannten „Blütentag“, bei aufsteigendem Mond ernten soll. Man verspricht sich davon, dass weniger Blüten von der Pflanze fallen und es zu einem hohen Ertrag kommt.
Nachdem der Lavendel geerntet ist, wird er für etwa drei Wochen in einer Scheune zum Trocknen aufgehängt. Anschließend wird er zerrieben, um das ätherische Öl aus den Blütenkappen zu gewinnen. Das hochwertige Lavendelöl findet viele verschiedene Anwendungen. „Der Lavendel ist so vielseitig: Er ist antibakteriell, unterstützt den Narbenverschluss, hilft bei bei Ohren- und Kopfschmerzen und wirkt beruhigend auf unseren Körper, daher wird er oft für Gute-Nacht-Tees verwendet“, erklärt Johannes uns voller Stolz.
Johannes trifft auf Lavendel.
Johannes hat seine Liebe zum Lavendelanbau vor knapp 2 Jahren entdeckt – studiert hat er eigentlich Wirtschaft. Er hat schon immer gerne gegartelt sowie seine Freizeit im Grünen verbracht.
„Ich liebe es in der Natur zu arbeiten. Du arbeitest mit ihr und sie arbeitet für dich. Da wird einem viel Arbeit abgenommen.“
Aufgrund des meist eher unbeliebten Unkrautes, gibt es am Lavendelfeld viele Nützlinge. Unkraut dient als Nahrung für Bodenlebewesen, die gleichzeitig Nährstoffe für die Lavendelpflanzen zur Verfügung stellen. In der Wiener Provinz wird deshalb immer ein Teil des Unkrautes stehen gelassen.
Ab und zu, wenn Johannes eine eher kleine Bestellung hat, transportiert er seinen Bio-Lavendel mit der U-Bahn in die Wiener Innenstadt. Er liebt es zu sehen, wie positiv die Leute auf den Lavendelduft reagieren und viele fragen ihn sogar, ob sie nicht ein Bündel haben dürfen.
„Bis vor 15 Jahren gab es Lavendelweiber, die mit Lavendelbüschen singend von Heuriger zu Heuriger marschierten. Ich möchte den Lavendel wieder zurück nach Wien bringen.“
Nach einem Spaziergang durch das Lavendelfeld versuchen wir uns selbst mit der Handsichel bei der Ernte und stellen fest, dass es gar nicht so einfach ist. Wir finden es toll wie fasziniert und begeistert Julian und Johannes von ihrem Lavendel sind und mit welcher Leidenschaft sie den Lavendelanbau betreiben. Eines ist uns klar – diesen Lavendel wollen wir ganz bald wieder in unserem Gelato verarbeiten.
Feines Lavendel-Gelato.
Für unser Lavendel-Gelato lassen wir die getrockneten Lavendelblüten über Nacht in unserer Milcheismischung ziehen, damit sie genügend Zeit haben, ihren Geschmack zu entfalten. Am nächsten Tag sieben wir die Blüten ab und geben die nun nach Lavendel duftende Masse in die Eismaschine. Das Ergebnis ist ein cremefarbenes Milcheis mit feiner Lavendelnote.
Kaufen kann man den Lavendel der Wiener Provinz sowohl in der Marxergasse in der umweltfreundlichen Warenhandlung Wenighofer und Wanits, als auch einfach vor Ort am Hof im 22. Bezirk. Manchmal gibt es ihn auch am Karmelitermarkt.